Extensive Grünlandbewirtschaftung & Weidetierhaltung
Nutzung und Pflege unserer Kulturlandschaft
Von den in Deutschland gefährdeten Arten der Farn- und Blütenpflanzen haben sogar rund 40% (das entspricht 822 Arten) ihr Hauptvorkommen im Grünland. Seine höchste Diversität an Arten und Gesellschaften hatte das Grünland in Zeiten halbextensiver bis halbintensiver Landnutzung, also vor allem vom 18. bis Mitte des 20. Jahrhunderts (Dierschke & Briemle 2002). Grünland bietet mit seiner Vielfalt an Strukturen und zeitlich gestaffelten Blühabfolgen eine große Vielfalt an Tierlebensräumen, sowohl von Wirbeltieren wie Vögeln und Amphibien bis zur Kleinlebewelt von Blüten- und Blütenständen, wobei teilweise sehr enge Wechselbeziehungen zwischen Flora und Fauna bestehen (vgl. Dierschke & Briemle 2002). Aufgrund des enormen Artenspektrums und der Vielzahl unterschiedlicher Standorte spielt der Erhalt des Grünlands eine ganz wesentliche Rolle bei der Erreichung von nationalen, europäischen und internationalen Biodiversitätszielen.
- BfN Grünlandreport, 2014 -
In ganz Mitteleuropa ist Grünland auf fast allen Standorten durch eine Nutzung des Menschen entstanden. Die Erhaltung dieses Lebensraumes ist daher an eine Nutzung gebunden: Ohne Mahd, Beweidung oder sonstige Eingriffe würden die Flächen verbuschen und es würde sich auf Dauer ein Wald entwickeln. Diesen natürlichen Vorgang nennt man Sukzession. Natürlich ist der Wald auch ein wertvoller Lebensraum, aber um eine maximale Artenvielfalt in der Kulturlandschaft zu erreichen, ist es wünschenswert, ein Mosaik aus den verschiedenen Lebensräumen zu erhalten. Besonders die wertvollen Grünlandlebensräume wie artenreiches, mesophiles Grünland, Streuwiesen, Magerrasen und Bergwiesen gilt es zu schützen.
Für die Erhaltung von artenreichem Grünland ist eine Nutzung in Form einer extensiven Bewirtschaftung wichtig. Extensiv im Gegensatz zu intensiv bewirtschaften bedeutet, wenig oder gar keine Düngung, späte Mähtermine sowie angepasste Tierzahlen bzw. Beweidungsgänge auf der Fläche. Eine solche Bewirtschaftung des Grünlandes wird heutzutage leider immer seltener, denn sie ist wirtschaftlich gesehen nicht mehr rentabel. Es gibt daher immer weniger Tierhalter, die ihre Flächen extensiv mit Schafen, Ziegen, Mutterkühen oder anderen Weidetieren wie z.B. Alpakas bewirtschaften.
Situation im Landkreis Göttingen:
Auch im Landkreis Göttingen ist die extensive Weidetierhaltung in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Es gibt beispielsweise im gesamten Kreis nur noch eine Handvoll Haupterwerbsschäfer. Die restliche extensive Tierhaltung ist ebenfalls rückläufig. Generell wirtschaftet der Großteil der Betriebe, die Weidetiere halten, nur noch im Nebenerwerb. Daher werden artenreiche Wiesen und Weiden leider auch immer seltener. Während von der Landkreisfläche 45% Waldflächen und gut 40% Ackerflächen sind, werden nur etwa 7% als Dauergrünland bewirtschaftet. Davon sind viele Flächen naturschutzfachlich gesehen besonders wertvolle Grünlandlebensräume, die es in diesem Ausmaß in anderen Naturräumen Niedersachsens nicht gibt. Noch zählen im Landkreis Göttingen artenreiches Grünland wie Magerrasen, Bergwiesen und Flachlandmähwiesen zu den landesweiten Hotspots der Biodiversität. Fast 50% der Grünlandflächen befinden sich in ausgewiesenen Natura 2000 Gebieten. Aber auch außerhalb des Schutzgebietsnetzes gibt es noch artenreiche, mesophile Grünlandflächen.
Die feuchten Wiesen und Weiden sind in den Bachtälern des Kaufunger Waldes und den Flussauen entlang von Rhume, Suhle und Garte sowie um den Seeburger See zu finden. Die artenreichen Magerrasen kommen vor allem im Raum Scheden, Hedemünden, Barterode und Friedland vor. Seit der Kreisfusion der Landkreise Göttingen und Osterode gehören nun auch die wunderschönen Bergwiesen sowie weitere sehr wertvolle, artenreiche Kalk-Trockenrasen im Bereich des Gipskarstgürtels südlich bzw. südwestlich des Harzes zum Landkreisgebiet.
Projekt "Agentur für Weidetierhaltung":
Das von Oktober 2016 bis September 2023 laufende Pojekt „Agentur für Weidetierhaltung“ widmete sich der Erhaltung und Entwicklung des artenreichen Grünlandes und der extensiven Weidewirtschaft im Landkreis Göttingen indem es an den Herausforderungen und Problemen ansetzte und unterschiedliche Strategien nutze, um die WeidetierhalterInnen zu unterstützen.
Probleme und Herausforderungen beim Erhalt der extensiven Grünlandbewirtschaftung und Weidetierhaltung im LK Göttingen
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Konsequenzen
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Handlungsansätze des LPV
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Bei Fragen zum abgeschlossenen LaGe-Projekt wenden Sie sich bitte an Verena Hammes oder Ute Grothey.
Das Projekt „Agentur für Weidetierhaltung“ wurde durch die EU und das Land Niedersachsen gefördert. Mit dem Europäischen Landwirtschaftsfonds (ELER) investiert Europa in die ländlichen Gebiete. Durch die Maßnahme Landschaftspflege und Gebietsmanagement (LaGe) wird die Zusammenarbeit zwischen Akteuren in ländlichen Gebieten unterstützt. Ziel ist eine bessere Akzeptanz für Naturschutz- und Agrarumweltmaßnahmen und eine höhere Effektivität dieser Maßnahmen.